Die Ereignisse überschlagen sich mal wieder in Sham. Was also passiert hier gerade? Dafür muss ein wenig ausgeholt werden, so dass ein jeder die Zusammenhänge verstehen kann.

 Also: Als es zur Spaltung zwischen den Khawarij und Jabhat un Nusra kam, wurde eine dritte relativ kleine Gruppe gegründet, namens JUND AL AQSA. Ihr Amir war der ehrenwerte Sheikh Abdulaziz al Qatari –rahimahullah-. Diese Gruppe sollte als Auffangbecken dienen falls das „Projekt Jabhat un Nusra“ fehlschlagen sollte oder Geschwister sich nicht den Khawarij anschließen, aber auch bei JN nicht mehr länger verbleiben wollten. Man darf nicht vergessen, dass damals viele junge Männer irritiert waren und erst einmal von weitem beobachten wollten, wie es sich zwischen JN und den Khawarij entwickeln würde.

 Jund al Aqsas Anzahl war eine wenige Hundert grosse Jamaa, die aber einen guten Ruf genoss, sowohl was ihre Kämpfer angeht als auch ihre Organisation und Verwaltung.

 Was geschah nun? Als JN sich von den ersten Rückschlägen und Verlusten an Männern und Material erholt hatte und wieder große Erfolge verbuchte, wuchs ihre Anzahl rasant und die militärischen Leistungen der JN überragten andere Gruppen bei weitem. Dabei blieb es aber nicht aus, dass sie Schwierigkeiten in Verwaltungsangelegenheiten bekamen und sich nicht um jedes Individuum so kümmern konnten, wie es sich manche gewünscht hätten. Zusätzlich wurde der Standpunkt JN gegenüber den Khawarij immer klarer, nachdem die Letzteren auch immer mehr zeigten in was für einen Takfirwahn sie gefallen waren.

 Da Jund al Aqsa als kleine Gruppe sich besser um Einzelne kümmern konnte, gab es vereinzelt „Überläufer“ von JN zu Jund al Aqsa. Unzufriedene aus persönlichen Gründen, als auch einige, die sich von der Propaganda der Khawarij hatten beeinflussen lassen, allerdings nicht bis zu dem Punkt, dass sie diesen bei allem zustimmen konnten, schlossen sich ihnen an. So wurde Jund al Aqsa abgesehen von sehr aufrichtigen Brüdern, aber auch zu einem Sammelbecken von unzufriedenen, enttäuschten Männern, die gegenüber anderen Gruppen Groll und Hass verspürten. Viele mit exzessivem Ghulu fanden dort ein neues zu Hause. Viele, die sich den Khawarij anschliessen wollten, aber keinen Weg fanden, konnten unter ihresgleichen dort agieren.

 Was nun geschah ist bis jetzt nicht ganz klar, wird sich aber in der nächsten Zeit wohl klären: Entweder sahen die Khawarij der ISIS dies als goldene Gelegenheit und infiltrierten immer mehr ihrer Leute in diese Jamaa oder Männer in Schlüsselpositionen wurden rekrutiert und man hatte eine geheime Bayaa (Treueschwur) an die Khawarij geleistet. Wie auch immer-immer häufiger wurden Anschläge auf andere Mujahidin verübt. Seien es Autobomben, IEDs oder gezielte Attentate. Fast alle Gruppen wurden anvisiert, vor allem aber Ahrar ash Sham. Bei den Ermittlungen kam es häufiger zu Festnahmen oder in manchen Fällen wurden die Täter auf frischer Tat ertappt. Immer häufiger stellte sich heraus, dass Mitglieder der  Jund al Aqsa dahinter standen und es wurde wie eben erwähnt aber nicht deutlich, ob dies von Jund al Aqsa so gewollt war und/oder es zuliessen oder sie nur benutzt wurden. Doch eine wahre Reaktion und Reinigung ihrer Reihen war nicht in Sicht. Was zudem offenkundig war, war der Ghulu, der durch fast alle Ränge bei „Jund“ zu erkennen war. Der Takfir auf Ahrar ash Sham als Jamaa war nicht mehr länger ein grosses Geheimnis. Aufrufe alles vor einem Sharia Gericht zu klären wurden zwar zunächst positiv beantwortet, aber verliefen schnell im Sande, weil es dann an der richtigen Kooperation mangelte.

 Ahrar ash Sham, die am meisten von diesen Attentaten betroffen waren, blieben geduldig. Jund verliessen wegen interner Kritik und Streitigkeiten Jaish al Fath. Als die Pläne für den Vormarsch nach Hama nun abgeschlossen wurden, wurde man sich darüber bewusst, dass bei der Befreiung man gefährlich nah an die Grenz zu den Khawarij kommen würde. Zwischen den Khawarij und Jaish al Fath würde nur eine hauchdünne Linie des Regimes dazwischen sein. Befürchtungen breiteten sich aus, das Jund als 5.Kolonne dienen würde, diese Linie durchbrechen und man die Khawarij dann vor der Tür in Idlib plötzlich wiederfinden würde. Deswegen erwartete man eine Zusage der Jund al Aqsa, dass diese, falls es zu Kämpfen mit ISIS kommen würde, sich daran beteiligen würde: Vergeblich. Das Misstrauen wuchs und die Anschläge hielten an.

 Bis es nun vor wenigen Tagen eskalierte. Ahrar ash Sham, mit Rückendeckung aller Gruppen bis auf Jabhat Fath Sham (ex-JN) beschloss nun diese Gruppe rigoros aufzulösen, alles aufzudecken und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

 Dies alles aber nach Meinung vieler, zum falschesten Zeitpunkt. Aleppo ist eingekesselt, in Hama schritt man voran und die Gefahr, dass diese Früchte verloren gehen ist zu gross, die umstrittenen Aktionen bei Jarablus und die allgemein doppeldeutige zweifelhafte Politik Ahrar ash Shams haben das Vertrauen vieler Mujahidin beeinträchtigt und die Klassifizierung der USA der Jund al Aqsa als Terrororganisation vor wenigen Wochen, könnten den Eindruck hinterlassen, dass dies das grüne Licht sei, gegen „Jund“ vorzugehen. Zu guter Letzt war und ist es auch nicht klar, ob „Jund“ als 5.Kolonne der Khawarij dient oder sehr stark infiltriert war. Denn während die Khawarij zu den meisten, bei weiten nicht allen Untaten, sich bekannten und die Zeit auch bewies, dass sie sogar schlimmer und verdorbener waren, als sie zunächst behaupteten, so stritt „Jund“ dies zumeist alles ab. Gute, aufrichtige Kämpfer unter ihnen waren zudem auch keine Seltenheit.

 Wegen all dem oben genannten versucht nun JFS (Jabha) seit Tagen Frieden zu stiften, so dass das unnötige Blut vergießen stoppen wird. Vermittlungen scheiterten. Gestern schwor der Amir der „Jund“ dem Amir der „Jabha“ die Treue, was zur Auflösung JAQ zur Folge haben sollte. „Jabha“ nahm die Baya an unter der Bedingung an, dass die Täter vor Gericht gebracht werden, die Reihen von den Khawarij gesäubert werden und JAQ vollkommen aufgelöst wird. Während man zunächst aufatmete, da man dachte eine Lösung sei gefunden worden, wurde später am Abend diese Hoffnung zunichte gemacht: Ahrar lehnte ab. Man würde erlauben, dass Individuen „überlaufen“ würden, doch wollen man nicht hinnehmen, dass die gesamte Gruppe „überlaufen“ könne. Die Gruppe müsse ZUERST zerschlagen werden. Nun wird sich wohl die Tage insha Allah klären, wie es weitergeht.

Eine Bemerkung von mir am Ende, denn mir ist bewusst, dass dies für viele Sitzenbleibende Wasser auf ihren Mühlen ist: Ja, hier finden Fitan statt. Fitan, die die Reihen reinigen und die Guten von den Schlechten trennen, so wie es Allah swt es als Regel für diese Dunya aufgestellt hat: „Nimmer wird Allah die Gläubigen in dem (Zustand) belassen, in dem ihr euch befindet, bis Er das Schlechte vom Guten gesondert hat.“ (3:179) So wird man mit diesen Fitan konfrontiert und man muss sich entscheiden. Die Lösung ist einfach: Es gibt Eindeutiges vom Quran und der Sunnah und der Realität. Danach richtet man sich. Dann gibt es Verwirrendes – dies überlässt man den Gelehrten. Was die Sitzenbleibenden angeht, die meinen oder vorgeben, dass sie aufgrund von Fitan nicht ihre Schwestern verteidigen wollen und meinen, dass das Sitzen unter den Kuffar und Feinden der Muslime zu bevorzugen sei….so wisse: Du bist nicht der Erste mit dieser Ausrede. Allah swt hat aber deinem Vorfahren bereits geantwortet, der sich aus angeblicher Angst vor Fitna aus dem Jihad rausreden wollte:

„Unter ihnen gibt es manche, die sagen: „Erlaube mir (, zurückzubleiben) und setze mich nicht der Versuchung aus!“ Dabei sind sie doch in Versuchung gefallen. Und wahrlich, die Hölle umfaßt die Ungläubigen.“ (9:49)

 Während man hier jeder Fitna entgehen kann, mit der man konfrontiert wird, so bist du mitten in DER FITNA und merkst es nicht einmal.

 So danken wir Allah, dass wir an dem Ort leben dürfen von dem Sein geliebter Gesandter s.a.s. sagte: „Wenn Fitan sich häufen, Iman ist in Sham.“

 Möge Allah uns vereinen, die Reihen säubern und zusammenbringen und uns zu den Standhaften, nicht zu den Ausgesonderten gehören lassen. Weder bevor die Reise losgeht, noch während wir uns auf ihr befinden, sondern uns die Reise im Paradies enden lassen. Amin.